Die Veranstaltung ist ausgebucht
Warum will Litauen in
ein 'Krisengebiet' eintreten?
Der Countdown läuft!
Nach Estland (2011) und Lettland (2014) wird auch Litauen als letztes der drei baltischen
Staaten zum 1.Januar 2015 den Euro einführen. Die Regierung unter Ministerpräsident Algirdas
Butkėvičius, einem Sozialdemokraten, hat sich dabei bereits dieses Jahr schwierige Aufgaben gestellt:
Die Einstellung der litauischen Öffentlichkeit zum Euro ist immer noch gespalten, laut Umfragen können sich immer noch weniger als 50% für die neue Währung begeistern ? man musste sich sogar mit Bestrebungen auseinandersetzen, eine Volksabstimmung über den Euro entscheiden zu lassen. Die Verwendung öffentlicher Gelder zur Bankenrettung sind auch in Litauen nicht populär ? sollen die Litauer für Schwierigkeiten in Griechenland oder anderen EU-Ländern mit bezahlen? Wird der Euro nicht einen Preisanstieg mit sich bringen?
Die litauischen Euro-Befürworter verweisen auf stabile Wirtschaftszahlen: ?Trotz der Krise in
der Ukraine und die russischen Reaktionen auf die Wirtschaftssanktionen des Westens wird das Wirtschaftswachstum in Litauen 2014 etwa 2,7% betragen, 2015 könnte es sogar 3,2% und 2016 4% ausmachen,? so die Prognose von Dr. Gitanas Nausėda, Chefökonom der SEB-Bank in Vilnius und einer der gefragtesten Wirtschafts-Analytiker Litauens. ?Die litauischen Unternehmen haben sich größtenteils flexibel auf die Situation eingestellt, und die ins Auge gefasste Anhebung des Mindestlohns wird in Litauen den Inlandskonsum weiter stabilisieren,? so der Finanzfachmann.
Viele Litauerinnen und Litauer betrachten die Situation in ihrem Heimatland längst vom Ausland aus: Zehntausende haben bereits auf der Suche nach besser entlohnter Arbeit Jobs in anderen Mitgliedstaaten der EU gefunden, neben Irland und Großbritannien auch in Deutschland. Solange man nicht damit rechnen könne, im eigenen Land mit eigener Hände Arbeit ein vernünftiges Auskommen bestreiten zu können, solange sehen viele die Situation in Litauen eher kritisch.
"In drei bis fünf Jahren wird Litauen die Euro-Umstellung verarbeitet haben und die ersten positiven Effekte werden spürbar sein" hält Ökonom Nausėda den Skeptikern entgegen. "Eigentlich verlieren wir ja mit der Euro-Einführung nur die Möglichkeit, unsere eigene Währung kurzfristig abwerten zu können. Aber das haben wir auch in 20 Jahren mit dem Litas nie praktiziert."
Es diskutieren
Prof. Dr. Gitanas Nausėda (SEB-Bank, Vilnius) sowie
Dr. Hermann Kuhn (Europa Union Bremen).